Zehm verwendet klare und konzise Formen. Oft lehnt er sich an traditionelle Gattungen wie Sonate, Rondo, Konzert, Kanon, Invention, Fuge oder Variation an, zum Teil sind diese auch frei behandelt. Größere Werke sind mehrsätzig angelegt, und die Sätze werden mit Tempoangaben überschrieben. Gelegentlich basieren einzelne Sätze auf Kernmotiven oder (nicht dodekaphonischen) Reihen, die mit verschiedenen Techniken verarbeitet werden, zum Beispiel Umkehrung, Krebs, Verkleinerung, Vergrößerung, Umspielung oder Kontraktion zu Akkorden. Die Sonate versteht Zehm als „Klangstück,” das „einem Freiheit läßt in der formalen Anlage,” Reminiszenzen an das klassisch-romantische Vorbild aber nicht ausschließt. Die Variation bedeutet eine konzentrierte, veränderte Darstellung der Melodie eines Themas mit neuem, individuellem Charakter.
Zehms Themen sind prägnant und kontrastreich gestaltet. Im Gegensatz zu vitalen und rhythmisch profilierten Hauptthemen von Kopf- und Finalsätzen ist der Charakter von Seitenthemen und von Themen langsamer Sätze ausgesprochen gesanglich, lyrisch, elegisch und expressiv angelegt.
Eine große Bedeutung kommt insgesamt dem Klang zu. Hervorzuheben sind individuelle Besetzungen wie in dem Gesangszyklus La Belle Cordière für Sopran, Klarinette, Gitarre, Streichtrio und Kontrabaß, im Konzert für Blockflöte, Streicher und Schlagwerk, im Concerto in Pop für Popgruppe und Orchester, in den Divisions on the Song „Let it Be” für Sologitarre und Streichorchester oder in der Introduktion und Tarantella für vier Cembali und Streichorchester. Häufig werden jeweils bestimmte Instrumente aneinander gekoppelt und treten dialogisch oder synchron auf, zum Beispiel die Harfe und die Pauke oder die Soloflöte und die Violine im Konzert für Flöte und kleines Orchester. Die Pauke wird in der Regel nicht als typisches Rhythmusinstrument, sondern in klanglicher Funktion eingesetzt oder gelegentlich motivisch beteiligt. Typisch für alle Orchester- und Konzertwerke sind instrumentale Wechselspiele und die Bildung von kontrastierenden Klanggruppen, zum Beispiel Bläser-Streicher oder Tutti-Solo. In der Lyrischen Kantate für Bariton und Orchester erhalten die einzelnen Sätze durch verschiedene Instrumentation jeweils eine eigene Farbe. Immer wieder tritt die Parallelführung von zwei, gelegentlich auch mehreren Stimmen in gleichbleibenden Intervallabständen auf, zum Beispiel in Sekunden, Quarten, Tritoni, Quinten, Sexten oder Septimen, vor allem jedoch in kleinen oder großen Terzen. Die differenzierte klangliche Gestaltung von Orchester- und Gesangswerken setzt sich in der Kammermusik fort. Der instrumentale Rahmen wird im Trio capriccioso für Flöte, Oboe und Fagott erweitert, indem stellenweise die Flöte mit dem Pikkolo und die Oboe mit dem Englischhorn vertauscht werden.
Harmonisch spricht Zehm eine tonal erweiterte bzw. freitonale Sprache. Der tonale Rahmen, der in vielen Sätzen durch eine latente Grundtonart oder einen Basiston gegeben ist, wird graduell unterschiedlich ausgedehnt. Oft bewegt sich Zehm dabei an den Grenzen zur Atonalität, selten im freien atonalen Raum. Es kommen wiederholt Polytonalität, bevorzugt Bitonalität, Pentatonik, Terzschichtungsakkorde und stellenweise leichte Jazz-Anklänge vor. Ein übergreifendes, typisches Merkmal ist eine ausgeprägte Chromatik, die sich bei den Themen, in der Stimmführung, in Baßlinien oder bei Akkordrückungen immer wieder manifestiert.
Die Satzweise ist aufgelockert, und verschiedene Satz- bzw. Strukturprinzipien – Homophonie, Polyphonie, Heterophonie, Einstimmigkeit, Vielstimmigkeit, melodische Phrasen, Klangflächen, thematische und rhythmische Passagen – wechseln einander ab. Ein wichtiger Aspekt bedeutet in der Kammermusik das „Gleichgewicht der Einzelinstrumente”. Jedes Instrument wird thematisch oder motivisch beteiligt, es finden Dialoge und Imitationen statt, und die Stimmen sind eng miteinander verflochten.
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